Gewohnheiten ändern

• 5 Minuten Lesezeit • von Frank

Gute Gewohnheiten sind der Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Ohne Gewohnheiten können wir Menschen gar nicht leben. Wir haben es uns angewöhnt, wie wir Zähne putzen, wie wir unsere Kleider anziehen, die Schuhe binden. Es gibt eine Riesenanzahl an hochautomatisierter Gewohnheiten in unserem Kopf, die uns im Alltag unterstützen. 

Es gibt aber auch Gewohnheiten, die uns nicht so gut tun, wie rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum oder das intensive Nutzen der Couch. 

Ich werde manchmal gefragt:” Wie schaffen wir es, dass die Stille Zeit am Morgen zur Gewohnheit wird?”

Oder: “Wie schaffe ich es mir eine gesunde Ernährung anzugewöhnen?”, “Wie schaffe ich es regelmäßig Sport zu machen?”

Im folgenden wollen wir anschauen, wie du dir gute Gewohnheiten in dein Leben holen und Schlechte daraus verbannen kannst.

Hast du schon eine Idee was du ändern willst? Dann nichts wie los!

Disziplin vs. Gewohnheit

Oft werden die beiden Begriffe verwechselt. Wenn wir z.B. jemanden sehen, der jeden Morgen um 5 Uhr aufsteht, eine Laufeinheit absolviert und dann tief in die Bibel und seine Gebetszeit eintaucht, denken wir an einen außerordentlich disziplinierten Menschen. 

Das muss aber nicht so sein. 

Seit über einem halben Jahr beten meine Frau und ich jeden Abend ganz regelmäßig. Am Anfang war da viel Willenskraft nötig, weil ich oft schon müde oder nicht in der Stimmung war zu beten. Aber dann nach ein paar Monaten war das Beten völlig mühelos. Mittlerweile ist es schon fast so, dass ich nicht einschlafen kann, wenn wir es nicht geschafft haben zu beten.

Willenskraft oder Disziplin ist eine erschöpfende Ressource! Gewohnheiten aber nicht. Man kann sagen, dass jedem Menschen eine gewisse Kapazität an Willenskraft zur Verfügung steht. Wenn wir versuchen alles, was wir wollen mit Willenskraft zu erreichen, strengt uns das an. Dann geht uns bereits nach kurzer Zeit die Puste aus. 

Wenn wir aber Gewohnheiten daraus gemacht haben, gelingt uns das mit Leichtigkeit und wir werden ein zufriedenes und glückliches Leben haben.

Schätze im Himmel

Jesus sagt in der Bergpredigt, dass wir uns Schätze im Himmel sammeln sollen. Ich stelle mir das wie eine Reihe von Körben vor. Der erste Korb ist die Beziehung zu Gott, ein weiterer Korb sind die Beziehungen zu meiner Familie, im nächsten Korb geht es um die Glaubensgeschwister, ein Korb sind die Beziehungen zu meinen Mitmenschen (Nachbarn, Kollegen,…) und der letzte Korb ist mein Charakter, mein Wissen, meine Gesundheit, die letztlich alle anderen Körbe beeinflussen.

Jedes mal, wenn ich in einen dieser Körbe investiere, füllt sich dieser ein wenig mehr und ich sammle Lohn. Schon in diesem Leben mit Glück und Zufriedenheit, aber noch viel mehr im ewigen Leben.

Denke also nach. Was könnte eine Gewohnheit sein um eine gute Zeit mit Gott zu verbringen? Was kannst du ganz regelmäßig tun um die Beziehung mit deiner Frau zu verbessern, zu deinen Kindern oder zu deinen Eltern? 

Studien belegen, dass man sich bis ins hohe Alter neue Gewohnheiten aneignen kann. Das sieht man z.B. daran, dass auch der alte Fritz, der nie gekocht hat, noch mit 80 das Kochen lernt, weil seine Frau verstorben ist. Man nennt das Neuroplastizität.

Gewohnheiten sind wie ein Trampelpfad im Wald

Wenn ein Mensch immer denselben Weg geht, ist der Boden fest getreten, es wächst kein Gräschen mehr und er ist leicht begehbar. Das Gebet mit meiner Frau ist so ein Beispiel. Der Pfad ist gut ausgetreten. 

Wenn du allerdings einen Weg zum ersten mal gehst, musst du dich regelrecht durchkämpfen. Aber es wird jedesmal leichter!

Es gibt drei Gewohnheitsstadien, die du durchlaufen musst.

  1. Hochmotivierte Phase (Tag 1-7)

Stell dir vor, du willst jeden Tag Sport machen. Du bist hochmotiviert. Es fällt dir leicht zu starten und du hast das Gefühl gar keine Gewohnheit zu brauchen. Aber nach sieben Tagen wird es zunehmend schwerer.

  1. Widerstandsphase (Tag 8-20)

Die Motivation ist am Boden, die Willenskraft erschöpft. Du darfst wissen: Das ist normal! Du befindest dich in der rebellischen Widerstandsphase! 

  1. Gewohnheitsphase (Ab Tag 21)

Ab jetzt wird es leichter. Der Trampelpfad in deinem Gehirn wird immer besser ausgebaut. Die größten Hindernisse sind überwunden. Herzlichen Glückwunsch. Du hast eine Gewohnheit installiert! 

Zum Thema abgewöhnen: Wenn ich mir eine ungesunde Gewohnheit abgewöhnen will, ist es das Gleiche. Es gibt den Spruch: “use it or lose it”. Nutze deine Waldpfade oder im Falle von schlechten Gewohnheiten: Lass zu, dass sie überwuchtert werden.  

3 Arten von Gewohnheiten

Es gibt verschiedene Arten von Gewohnheiten. Uns kommen als erstes Dinge wie Rauchen oder Zähneputzen in den Sinn. Das sind Verhaltensgewohnheiten, also Dinge, die jeder sehen kann. Aber es gibt auch ganz andere Gewohnheiten wie z.B. Gedankengewohnheiten

Ständig negativ zu denken ist eine Gewohnheit. Ebenso wie jemand, der sehr optimistisch durchs Leben geht. Manche Menschen sind dankbar und empfinden dadurch ganz viel Lebensfreude. Andere sehen eher das Schlechte und schimpfen über die Politik, den Nachbarn, den Partner und über vieles Andere. Das sind Gewohnheiten. 

Verhaltens-, Denk- und Gefühlsgewohnheiten

Viele Gewohnheiten haben wir durch die Kultur in der wir leben oder die Familie aus der wir stammen unbewusst übernommen. 

Wusstest du, dass du am Tag etwa 60.000 Gedanken denkst? Die meisten davon sind unterbewusst und basieren auf Gewohnheiten. 

Deswegen ist es so mächtig Dankbarkeit zur Gewohnheit zu machen. Es ist nicht nur ein Gebot des Herrn, es ist auch ein mächtiges Werkzeug um mehr Freude und Kraft in dein Leben zu bringen.

Es gibt aber auch noch die große Schwester der Denkgewohnheiten, das sind die Gefühlsgewohnheiten. Die meisten Menschen haben einen innerlichen roten Knopf, wenn den jemand drückt gehen sie an die Decke. 

Das sind Gefühlsgewohnheiten. Wir fühlen uns nach bestimmten Auslösern auf eine bestimmte Art und Weise. Wir fühlen uns immer so, weil wir es uns angewöhnt haben. 

Stell dir vor, du siehst deinen Geliebten oder deine Geliebte auf der Straße und sofort kommen Gefühle hoch. Oder du siehst jemand, der dich verletzt hat.  Das sind Dinge, die sich unser Gehirn gemerkt hat. Das sind Gewohnheiten. Wir sind gewöhnt glücklich oder traurig zu sein. All diese Dinge können wir uns angewöhnen oder abgewöhnen.

Nochmal: Es gibt Verhaltensgewohnheiten, Denkgewohnheiten und Gefühlsgewohnheiten. 

Neue Gewohnheiten lernen

Ich möchte es an einem Beispiel des Autofahrens erklären. Meine erste Fahrstunde: Gangschaltung, Blinker, Schulterblick, Kupplung, Gas geben,…ich war völlig überfordert und nach der Fahrstunde auch regelrecht erschöpft. Mein Onkel sagte damals zu mir: Autofahren ist leichter wie Fahrrad fahren. Damals hielt ich diese Aussage für völligen Unsinn.

Wenn du einen Führerschein hast, kennst du das. Aber 10 Jahre später sieht das schon ganz anders aus. Während dem Fahren können wir uns unterhalten, einen Kaffee trinken und gleichzeitig Radio hören. Weil das so in Fleisch und Blut übergegangen ist. 

Die Gewohnheits-Forschung sagt, dass es 21-30 Tage dauert bis etwas zu einer Gewohnheit wird. Bei schweren Gewohnheiten braucht man ein bisschen länger. Der entscheidende Faktor dabei ist die WIEDERHOLUNG.

Das ist größte Faktor. Es gibt aber noch einen anderen. Ich nenne ihn “emotionale Intensität”.

Jemand wird beispielsweise von einem Hund gebissen und gewöhnt sich innerhalb von Sekunden an künftig jedem Hund aus dem Weg zu gehen. Das wäre so ein intensives Erlebnis was unmittelbar zu einem neuen Verhalten führt.

Wie können wir gesunde Gewohnheiten installieren?

Suche dein “Warum”.

Zunächst müssen wir ein starkes “Warum” finden. Warum möchtest du mit rauchen aufhören oder in der Bibel lesen? 

“Weil meine Frau sagt, ich soll mit dem Rauchen aufhören” ist keine starke Motivation, genauso mit Bibellesen anzufangen, weil das in der Gemeinde Tradition hat. 

Willst du Gewohnheiten dauerhaft aufrechterhalten, brauchst du eine starke innere Motivation, ein starkes “Warum”. 

Wenn wir keinen echten Grund haben, haben wir auch keine emotionale Power die uns vorantreibt. Also, überlege dir, wie dein Leben sich mit dieser neuen Gewohnheit in ein paar Monaten oder Jahren verändern wird, was alles Gute in dein Leben hineinkommt, wenn du das tust. Du darfst dabei ruhig deine Fantasie nutzen. Paulus sagt z.B. auch im Blick auf den Dienst, dass er das Ziel anschaut (Phil 3,14). Das war es, was ihn motiviert hat, selbst im Gefängnis tiefe Freude zu empfinden und das brauchst du auch. Also: Stell dir das Ergebnis vor und habe ein starkes “Warum”.

Erstelle einen Plan.

Der Hauptgrund, warum wir nicht handeln ist, weil wir keinen Plan haben. Sich gesünder zu ernähren wird schwierig, wenn du nicht weißt wie es geht. Genau so bei mehr Hingabe im Glauben. Das ist unkonkret und du weißt nie, wann du genug Hingabe hast. Du brauchst einen Plan.

Hör dir gute Vorträge an oder kauf dir Bücher zu dem Thema. Hol dir die Informationen, die du brauchst. Oder sprich mit jemandem, der Fachmann auf dem Gebiet ist. Aber ACHTUNG! Es gibt Leute, die nie ins Handeln kommen, weil sie immer das Gefühl haben nicht genug informiert zu sein. Mein Tipp ist: Fang sofort mit einer einfachen Umsetzung an und steigere dich dann durch learning on the job. Die echten Fragen treten sowieso erst auf, wenn du schon ein bisschen Übung hast.

Hol dir Unterstützung.

Erzähle deinen Freuden oder deiner Familie von deinem Vorhaben und bitte sie hin und wieder nachzufragen, wie es läuft. 

Ich habe z.B. Süßigkeitenfasten zusammen mit einem Freund praktiziert. Wir haben uns jede Woche getroffen und gefragt, wie es lief. Wer versagt hat musste 50€ für einen guten Zweck spenden.

Wenn du also Gebet in dein Leben etablieren willst fängst du mit fünf Minuten täglich an bis das zu einer Gewohnheit geworden ist und dann betest du länger oder holst dir einen Gebetspartner ins Boot. Wir denken aber beim Wandern gleich an den Mount Everest und verstehen nicht, dass es ein Prozess ist bei dem es darum geht ein Schritt nach dem anderen zu gehen. 

Wenn wir uns klar machen, dass das erste Etappenziel nicht ist, jeden Tag 1 Stunde zu beten, sondern jeden Tag nur fünf Minuten, dann kommen wir dem Ziel viel schneller näher, als wenn wir sofort alles erreichen wollen. 

Fang klein an. 

Fang an mit easy-habits. Darüber habe ich bereits in anderen Artikeln geschrieben. Eine easy-habit ist die kleinste Form der neuen Gewohnheit. Wenn du z.B. Laufen gehen willst ist die easy-habit sich die Laufschuhe anziehen. Die Idee ist die, dass du so in der Spur bleibst und auch dann weitermachst, wenn du mal krank oder depri bist. Du brauchst dafür nur einen Kalender oder ein System, wo du jeden Tag ein Kreuzchen machen kannst.

Ich wünsche dir viel Freude beim Gewohnheiten schaffen.

Schreibe einen Kommentar