Familiengewohnheiten

• 5 Minuten Lesezeit • von Frank

Ich unterhalte mich gerne mit älteren Leuten über das Leben von „Früher“. Über eine so ganz andere Zeit ohne Internet, ein Fernsehprogramm auf dem nur ein paar Stunden am Tag etwas ausgesendet wurde, nur eine Handvoll Telefonapparate in jedem Dorf. Ja das Leben damals war einfacher aber nicht leichter.

Die Leute mussten hart arbeiten. In den besagten Gesprächen kam ein Wort immer wieder durch: Zufriedenheit. Die Menschen waren zufriedener, entspannter, ruhiger, gelassener. Sie hatten weniger Freizeit, aber mehr Zeit insgesamt. Während und nach der Arbeit wurde Gemeinschaft gelebt. Es gab das berühmte „Bänklein“ vor dem Haus auf dem die Großeltern saßen und den Kindern beim Spielen zuschauten. Am Abend saßen alle um den großen Esstisch und warteten gespannt auf die Neuigkeiten des Tages.  
Die Kinder und Jugendliche waren keine eigene Subkultur, sondern fester Teil der Familien- und Dorfgemeinschaft. Und ganz nebenbei geschah etwas sehr Wichtiges. Sie lernten von den Eltern, oder, um es mit den Worten der Bibel zu sagen: Die Eltern unterwiesen die Kinder in praktischen wie auch geistlichen Dingen.

Das, was damals ganz natürlich geschah,  muss heute erkämpft werden. Groß ist der Druck auf die Eltern, wenn die Kinder schon früh ein eigenes Handy oder Computerspiel haben wollen. Die Verlockungen, sich in virtuelle Fantasiewelten zu flüchten ist riesig! Es gibt kaum mehr Arbeit, wo die Kinder mithelfen müssen. Bei den Freunden wird oft gespielt und auf dem Bolzplatz ist tote Hose. Oft geben die Eltern dem Druck nach und merken, dass der Beziehungsfaden zu den Kindern gefährlich dünn wird.

Das unbeschriebene Buch

Stell dir dein Kind, wenn es auf die Welt kommt, als unbeschriebenes Buch mit 6570 Seiten vor. Das ist die Anzahl der Tage von seiner Geburt bis zu seinem 18ten Lebensjahr. Klingt verrückt? Das ist ein Gedanke aus der Bibel.

„Ihr seid unser Brief, eingeschrieben in unsere Herzen, gekannt und gelesen von allen Menschen.“
2. Korinther 3,2

Es soll ein gutes Buch werden mit dem Titel: „Wie das Leben gelingt“.

Dieses Buch wird täglich beschrieben. Ohne Ausnahme. Am Anfang sind es fast ausschließlich die Eltern. Sie schreiben Dinge auf wie: „Bei uns bist du sicher“ und „du bist gewollt und geliebt“. Etwas später kommen Regeln hinzu: „Das ist gut“ und „das ist schlecht“.

Dann kommt das Kind in den Kindergarten und in die Schule. Das Buch füllt sich weiter. Nicht nur mit guten Dingen. Vielleicht schreibt jemand „du bist dumm“ oder „du kannst nichts“ oder „Gott gibt es nicht“ in das Buch. Das muss korrigiert werden und dafür sind die Eltern zuständig. Wir Eltern wissen wie das Buch aussehen soll. Wir haben von Gott das Alter, die Reife und den Auftrag bekommen dieses Buch zu gestalten.

So ein Buch zu schreiben ist nicht schwer. Aber es braucht Zeit. In der Bibel steht:

„Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern sein zwischen deinen Augen; und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.
5.Mose 6,6-9 (Elberfelder CSV)

Gottes Wort soll in meinem Herzen sein und dann einen Weg in das Herz meiner Kinder finden. Dafür müssen wir Zeit miteinander verbringen und dafür sind Gewohnheiten notwendig,  die den nötigen Raum dafür geben. Wenn wir zuhause sitzen, unterwegs sind oder sie ins Bett bringen. Unsere Kinder müssen uns hören und erleben!

Eph 6,4 „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“

Hier werden besonders die Väter ermahnt das Lebensbuch der Kinder zu beschreiben. „Zieht sie auf in der Zucht“ heißt es im Text. Das heißt, dass das Kind nicht sich selbst überlassen werden darf. Es ist Aufgabe des Vaters dem Kind zu zeigen wie das Leben funktioniert. Grenzen setzen und biblische Unterweisungen erteilen. Wenn das Kind das Haus verlässt, soll in dem Lebensbuch ersichtlich sein, dass es Jesus nachfolgt.

Der Vers sagt aber auch, wie es nicht geht – die Kinder sollen nicht zum Zorn gereizt werden. Frage: Wann werden Kinder bei der Erziehung zornig? Wenn sie ungerecht behandelt werden, wenn sie sich missverstanden fühlen, wenn die Liebe fehlt und wenn keine Beziehung zu den Eltern vorhanden ist.

Eines Morgens war mein ältester Sohn Joshua komplett neben der Spur. Er war mürrisch und streitsüchtig. Am liebsten hätte ich die negativen Gedanken aus seinem Kopf geschüttelt. Mir war aber klar, dass Strenge und Tadel ihn in dem Moment nur noch mehr entmutigt hätten. Wir haben also zusammen einen Spaziergang zum Bäcker unternommen, haben ein Gebäck gekauft, uns an den Fluss gesetzt und den Enten zugeschaut. Er konnte mir erklären wie er sich fühlt und ich konnte ihm ein paar Verhaltens-Hinweise geben, die er gerne angenommen hat. Er kam friedlich und wie verwandelt wieder nach Hause.

Will ich damit sagen, dass Strafen nie angebracht sind? Nein! Bewusste Rebellion braucht Grenzen. Ich will nur sagen, dass wir vorsichtig sein müssen vorschnell zu moralisieren, ohne das Herz des Kindes zu kennen. Es ist eine wichtige Gewohnheit Oasen im Alltag zu schaffen, wo das Kind sich öffnen kann und wir, nachdem wir es recht verstanden haben,  kluge Unterweisung geben können.

Ich möchte Dich ermutigen, Dir Gedanken über eure Familiengewohnheiten zu machen. Ich meine damit einmal Unternehmungen als ganze Familie und Unternehmungen, die ein Elternteil mit einem Kind macht. Erstens stärkt es die Beziehungen, zweitens schafft es Raum für tiefe Gespräche und Unterweisung.

Falls du Ideen brauchst, wirst du  hier fündig.

Mach dir Gedanken über deine Alltagsgewohnheiten. Ein paar Minuten mit jedem Kind spielen oder bei älteren Kindern ein paar ermutigende Worte wechseln muss drin sein!!
Die einfachste und beste Gewohnheit ist es, ein gutes Ritual für das ins-Bett-bringen einzubauen.

Wochengewohnheiten: Einmal pro Woche hat man in der Regel etwas mehr Zeit zur Verfügung. Warum nicht die Gewohnheit etablieren, da etwas mit den Kindern oder der ganzen Familie zu unternehmen?

Monatsgewohnheiten
Einmal pro Monat kann man etwas Besonderes planen. Ein Projekt, das auch eine Kleinigkeit kosten darf. Ein Ausflug in den Freizeitpark, mit einer Seilbahn fahren oder bei McDonalds essen.

Quartals- oder Jahresgewohnheiten:

Dazu gehören Familienurlaube, aber auch Kurzurlaube mit einem Elternteil und einem Kind. Ich war mit einem meiner Söhne allein für zwei Tage in München. Wir haben bei einer gläubigen Familie übernachtet und die Stadt besichtigt. Ich weiß nicht, wie oft er danach noch erwähnt hat, dass das der schönste Urlaub in seinem Leben war.

Es geht darum Zeiten zu schaffen, wo Beziehungsstricke zu den Kindern geknüpft werden können.
Kinder entwickeln sich so rasend schnell, da kann es sein, dass wir uns abgehängt fühlen. Der kleine süße Knuddelknopf entwickelt sich zu einer eigenen Persönlichkeit und das in rasender Geschwindigkeit.

Einer meiner Söhne liebte es leidenschaftlich Fußballkarten zu sammeln. Um Gemeinschaft zu haben spielten wir Tischkicker. Wenn er gewonnen hat, bekam er so eine Sammelkarte. Eines Morgens stand er auf und verschenkte all seine geliebten Karten an seine Brüder. Die Phase war vorbei.
Er ist älter geworden. Nun beschäftigen ihn ganz andere Themen. Jetzt ist es wichtig cool zu sein, und das ist in der Schule nicht immer einfach. Er braucht eine Mama und einen Papa, die wissen was ihn beschäftigt und die sich in seine kleine Welt einfühlen können. Das gelingt nur mit Zeit.
Manchmal gehe ich mit ihm allein am Abend durch die Stadt spazieren. Das sind unsere Zeiten, wo er sich öffnet und erzählt. Das sind auch die Zeiten, wo er bereit ist Unterweisung anzunehmen.

„Gewöhne den Knaben an den Weg, den er gehen soll, so wird er nicht davon weichen, wenn er alt wird!“
Sprüche 22,6 (Schlachter 2000)

Ich denke da an einen jungen Mann, der überall beliebt war weil er so interessiert, freundlich und hilfsbereit war. Danke an die Eltern, die ihn daran gewöhnt haben.

Ich denke an eine keusche, fleißige und fröhliche junge Frau. Sie hatte ein so anziehendes Wesen, dass sie von vielen Männern begehrt wurde. Der Dank geht an ihre Eltern, die sie daran gewöhnt haben.

Die Gemeinde Christi und die Welt braucht Männer und Frauen mit solchen guten Gewohnheiten. Du kannst sie jetzt schon legen. Tag für Tag schreibst du bewusst oder unbewusst in das Herz des Kindes, was es später einmal sein und tun wird. Was für eine gewaltige Aufgabe!

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