Habit building - wie du starke Gewohnheiten entwickelst

• 7 Minuten Lesezeit • von Frank

Gewohnheiten prägen dein Leben. Du bist also an was du dich gewöhnt hast. Wir alle haben nur eine ungefähre Vorstellung von Gewohnheiten. Ich möchte deswegen tiefer in die Materie eintauchen, damit wir verstehen wie wie wir unsere Gewohnheiten zu unserem Vorteil verändern können.

Es gibt drei Arten von Gewohnheiten

  1. Verhaltens-Gewohnheiten
  2. Wachstums-Gewohnheiten
  3. Gedanken-Gewohnheiten

Verhaltens-Gewohnheiten

Die landläufige Meinung von Gewohnheiten betrifft die Verhaltens-Gewohnheit. Darunter fällt das klassische Zähneputzen am Abend, aber auch komplizierte Bewegungsabläufe wie das Autofahren auf einer vielbefahrenen Straße, während man sich mit dem Beifahrer unterhält, Spotify hört, den Kaffee schlürft und nebenbei den LKW überholt. Jede Aktion für sich erfordert eigentlich eine riesige Menge an Hirnleistung. Aber ständige Wiederholung führt dazu, dass es zum Automatismus – zur Gewohnheit wird. Hätten wir diese Fähigkeit nicht, könnten wir nicht überleben.

Verhaltens-Gewohnheiten sind Reaktionen auf einen Auslösereiz (sorry, jetzt muss ich doch ein bisschen kompliziert werden). Wenn ich an eine rote Ampel fahre (Auslösereiz), drücke ich auf die Bremse (Gewohnheits-Reaktion). Das passiert automatisch ohne dass ich an der Ampel nachdenken muss, was man bei Rot alles tun könnte.

Wenn ich abends abgespannt von der Arbeit komme (Auslösereiz) hole ich mir ein Bier und setze mich vor den Fernseher (Gewohnheits-Reaktion). Gewohnheiten laufen also immer nach dem Muster ab: „wenn… dann…“

Es gibt gute und schlechte Gewohnheiten. Eine gute Gewohnheit ist: Wenn ich morgens aufstehe, mache ich Stille Zeit. Eine schlechte ist: Wenn ich Stress habe, zünde ich eine Zigarette an.

Wachstums-Gewohnheiten

Wachstums-Gewohnheiten sind Aktivitäten, die wir tun um besser zu werden. Der Klassiker ist Sport. Wenn ich Gewichte stemme gibt es winzigste Risse in den Muskelfasern, die dann mit Eiweißmolekülen gefüllt werden. Der Muskel wird stärker. Mache ich das regelmäßig in der richtigen Dosierung, kann der Körper nicht anders darauf reagieren als dass er stärker wird. Das ist quasi ein Naturgesetz. Wachstums-Gewohnheiten sollten täglich ausgeführt werden. Warum werden wir später noch sehen.

Weitere Beispiele für Wachstumsgewohnheiten sind:

  • Bibelverse auswendig lernen
  • Beten
  • Trainieren
  • Ein Instrument spielen
  • Evangelisieren
  • Tagebuch schreiben

und dergleichen mehr. Wachstums-Gewohnheiten führen dazu, dass wir in einer Sache richtig gut werden weil wir es so häufig machen. Hier gilt Quantität ist besser als Qualität. Damit meine ich, dass wenn wir etwas sehr häufig machen die Zeit für uns arbeitet und wir automatisch besser werden. Oder anders ausgedrückt: Lesen lernt man nur durch lesen, beten durch beten, Gitarre spielen durch das spielen auf einer Gitarre.

Wir sind das was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.
Aristoteles

Wachstums-Gewohnheiten sind langfristige Anlagen. Einmal Sport machen, einen Bibelvers auswendig lernen oder einmal beten wird kaum eine Auswirkung auf dein Leben haben. Es ist bedeutungslos. Aber täglich wiederholt wird es einen Rieseneffekt auf dein Leben haben. Garantiert! Entscheidend ist hier das langfristige Denken. Wir müssen lernen auf kurzfristigen Erfolg zu verzichten und das tut weh.

Esau wollte lieber kurzfristig sein Hunger am Linsengericht stillen als sein langfristiges Erstgeburtsrecht.
Alles im Reich Gottes ist auf lange Sicht angelegt. Wir sollen bereit sein zu verzichten, zu leiden, zu erdulden, um am Ende die Krone des Lebens in Empfang zu nehmen.

Eine einfache Rechnung:

  • Wer nur 3,25 Kapitel pro Tag in der Bibel liest hat in 365 Tagen 1189 Kapitel gelesen und hat damit die ganze Bibel in einem Jahr durchgelesen.
  • Wer 2 Bibelverse pro Woche auswendig lernt hat in einem Jahr 104 Bibelverse gelernt und in fünf Jahren 520 Verse.
  • Wer fünf Jahre alle drei Tage trainiert kommt auf über 600 Trainingseinheiten.

All das ist sehr leicht an einem Tag zu bewältigen. Bibel lesen: 15 Minuten, Bibelverse lernen: 10 Minuten, Trainieren: 40 Minuten. Das sind insgesamt etwas über eine Stunde am Tag. Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Mediennutzung in Deutschland 2020 bei 9 Stunden und 27 Minuten liegt, ist das durchaus machbar.

Mir geht es nicht um spezifische Aktivitäten. Du kannst ein Instrument üben, Kontakte pflegen oder Zeichnen lernen. Du kannst aber auch ganz andere Gewohnheiten einüben.

Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig.
2. Kor 4,17-18 (Elberfelder CSV)

Verzicht und Leiden können in der Ewigkeit unvorstellbar großes Bewirken. Auf der anderen Seite aber kann kurzfristiger Genuss auch viel Gewinn rauben.

2 Stunden sinnlose Unterhaltung am Fernsehen ist für sich genommen nicht schlimm. Aber täglich wiederholt – centeris paribus – im Jahr sind das 730 Stunden, das sind in 10 Jahren 7300 kostbare Stunden die vergeudet sind und nie mehr zurückkommen.

Ich möchte hier meinen Fokus vor allem auf die Wachstums-Gewohnheiten legen, weshalb wir sie später nochmal genauer betrachten. Hier ist meiner Meinung nach ein mächtiger Stellhebel für nachhaltige Jüngerschaft.

Doch zunächst schauen wir uns noch die dritte Art von Gewohnheiten an.

Gedanken-Gewohnheiten

Die langfristig wichtigsten Gewohnheiten sind die Gedanken-Gewohnheiten.

Säe einen Gedanken und du erntest eine Tat
Säe eine Tat und du erntest eine Gewohnheit.

Hier also fängt alles an: in unserem Kopf. Sind die Augen- und Ohrentore (wie John Bunyan es ausdrücken würde) ungeschützt, gibt es Chaos in der Schaltzentrale. Dann werden keine guten Entscheidungen, keine guten Handlungen und keine guten Gewohnheiten entstehen.

Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.
Sprüche 4,23

Das richtige Denken ist die Voraussetzung für die Fähigkeit das Richtige zu tun. Die Fähigkeit Gottes Gebote zu halten, die Fähigkeit in schweren Zeiten den Glauben zu bewahren, die Fähigkeit in allen Umständen dankbar zu sein. All das hat seinen Ursprung in unserem Kopf.

Es hat etwas damit zu tun das Haus auf den Felsen zu bauen, wo die Brandung und Stürme es nicht niederreißen können. Stark wie eine Eiche zu sein und nicht wie ein Grashalm, der von jedem kleinen Wind hin und her geweht wird.

Gute Denk-Gewohnheiten sind:

  • Dankbarkeit
  • Glauben
  • Vertrauen in der Not
  • Frustrationstoleranz
  • Selbstbewusstsein im Herrn
  • Freude

Gedanken-Gewohnheiten sind das Ergebnis der Erfahrungen mit Gott. Diese Erfahrungen hängen wiederum mit Wachstumsgewohnheiten zusammen. Ist Evangelisation z.B. deine Wachstumsgewohnheit wirst du mehr beten weil du mehr Gebetsanliegen hast. Du wirst mehr mit Gott erleben und das schafft in dir Glauben und Vertrauen.

Gewohnheiten sind wie eine Spirale, die dein Denken nach oben oder nach unten führen kann. Triffst du die richtigen Entscheidungen wird der Weg nach oben führen. Die Folge wird Dankbarkeit und Freude. Falsche Entscheidungen führen nach unten. Die Folge wird Frust und Niedergeschlagenheit sein.

Ich sage euch: Jedem der hat, wird gegeben werden.
Lukas 19,26a

Wer das richtige tut empfängt Lohn im Himmel. Er wird aber auch schon hier auf der Erde beschenkt, nämlich mit Freude, Friede und Zufriedenheit.

Wie aber entwickelt man Gewohnheiten?

So weit so verständlich. Die große Frage ist: Wie kann ich diese Gewohnheiten integrieren.

Die Antwort ist simpel. Wir müssen uns auf lang angelegte Gewohnheiten konzentrieren und die Zeit für uns arbeiten lassen.
Stell dir als Beispiel unseren Freund Christian vor, der auf einer Missionskonferenz war und nun Feuer und Flamme für den Herrn ist. Er bestellt sich kistenweise Traktate, geht auf die Straße, spricht Leute an und erzählt seiner ganzen Verwandtschaft vom Evangelium. Christian ist top motiviert. Nach wenigen Wochen verlässt ihn die Motivation. Die Arbeit ist mühsam und er bekommt viel Gegenwind bis er schließlich sein Vorhaben aufgibt. Will ich damit sagen, dass Missionskonferenzen nichts nützen? Mitnichten! Nur gründe dein Vorhaben auf eine funktionierende Strategie und nicht auf deine Motivation, sonst ist der Frust vorprogrammiert!

Wir brauchen eine Gewohnheits-Struktur

Struktur hört sich so nach Zwang an. Aber das Gegenteil ist der Fall. Sinnvolle Strukturen machen Freiheit erst möglich. Bedenke, dass ein großer Teil unseres Alltags sowieso Strukturen unterliegt. Z.B. Mahlzeiten, Arbeitszeit und Rituale mit den Kindern. Stell dir vor, du müsstest jeden Tag überlegen wann und was du frühstückst oder ob du überhaupt frühstücken sollst oder nicht.

Ich möchte dir nun eine Gewohnheits-Struktur vorstellen, die es dir ermöglicht einfach und nachhaltig Wachstums-Gewohnheiten in deinen Alltag zu integrieren. Ich nenne sie „easy-habits“.

  1. Auswählen: Mach dir eine Liste mit den Wachstums-Gewohnheiten die du gerne etablieren willst.
  2. Priorisieren: Wähle zwei oder drei Gewohnheiten aus. Gebet und Bibellesen möchte ich Dir empfehlen. Falls du Anregungen brauchst kannst du dir hier Tipps holen.
  3. Anpassen: Teste deine easy-habit eine Woche lang. Es darf sich nicht nach Anstrengung anfühlen, denn nur dann kannst du sie langfristig durchhalten.
  4. Tun: Mache die Gewohnheit jeden Tag – ohne Ausnahme. Auch an Weihnachten und Ostern und auch mit Grippe im Bett. Es gibt keine Ausnahme außer, dass du sie vergessen hast – was praktisch nicht vorkommen wird, weil du sie jeden Tag wiederholst.
  5. Aufschreiben: Du musst deine Gewohnheiten „tracken“ und das muss mega-einfach sein. Entweder hast du es geschafft (Häkchen) oder nicht (kein Häkchen). Eine 1 oder 0. Ich nutze dafür die App „Loop Habit Tracker“ für mein Android-System.
  6. Streaken: Ziel ist es ein Streak, eine Kette von abgearbeiteten Tagen aufzubauen. Wenn du eine Kette von drei Wochen aufgebaut hast willst du die nicht verlieren, das heißt je länger du dabei bist desto motivierter wirst du dran bleiben.

Nachdem du 30-60 Tage durchgehalten hast wird deine easy-habit zur Gewohnheit. Das heißt dass du dir eine neue Gewohnheit aneignen kannst. Aber Vorsicht! Sei lieber zu langsam als zu voreilig. Wenn du dir zu viel vornimmst bricht dein System zusammen.

Und was bringt das?

Ein Kapitel aus der Bibel lesen, eine Liegestütze und ein gesprochenes Gebet. Ist das nicht herzlich wenig?

Das ist in der Tat wenig. Aber weil es dein Herzensziel ist wird es selten bei „wenig“ bleiben. Wer sich ein Kapitel lesen angewöhnt hat wird gerne auch mal zwei oder drei oder vielleicht sogar 10 Kapitel lesen. Wenn du in deinem Herzen geschmeckt hat wie gut Gebet ist wird es nicht bei einem Gebet bleiben. Du wirst für dein easy-habits immer weniger Energie aufbringen müssen und das bedeutet im Umkehrschluss, dass du immer mehr Energie in die Sache selbst stecken kannst.

Das Geheimnis an dem Konzept ist Konstanz. Wenn du etwas dauerhaft tust, kannst du die Zeit für dich arbeiten lassen.

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