Der innere Kritiker - wenn gut nicht gut genug ist
• 5 Minuten Lesezeit • von Frank
Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Christus gekommen; denn ⟨hinab⟩geworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.
Offenbarung 12,10 (Elberfelder)
Verklagen, kritisieren, herumnörgeln und murren ist nie gesund. Meistens können wir uns in Bezug auf andere ganz gut im Griff haben, in Bezug auf uns selbst sind wir da oft viel strenger. Es gibt da eine innere Stimme, die alles sabotiert, der nichts gut genug ist, die herum nörgelt, nicht mit dir zufrieden ist und sagt dass du es hättest besser wissen müssen, besser machen können. Dass nichts gut genug ist.
Vermutlich kommt dir die Stimme bekannt vor.
Vor allem bei Menschen, die mit Erschöpfung und Depression zu tun haben, ist diese Stimme ein dominanter Teil. Diese Stimme kann dir das Leben sehr zur Last machen.
Der Kritiker schlägt oft aus der Reihe und beginnt zu dominieren und macht dir das Leben zur Hölle. Diese Kraft hat er, weil er so gemein und abwertend ist.
Er wird zur reinen Plage. Ich meine, dass Christen sehr viel damit zu kämpfen haben. Mehr als die Weltmenschen, weil sie ein feineres Gewissen haben, und ihr Handeln ewigen Einfluss hat.
Jemand hatte ganz viele Ideen, was man anders machen muss, aber immer wenn die Gedanken kommen, ist der Innere Kritiker zur Stelle, der das verhindert. Er hat die Macht, mich so zu lähmen, dass ich keinen Mut zur Veränderungen habe und alles bleibt wie es ist. Dieser Mensch ist hilflos. Vielleicht kennst du das.
Wo kommt der Innere Kritiker her?
Der Kritiker in uns entsteht schon früh in der Kindheit. Unsere Bezugspersonen weisen uns darauf hin, was richtig und was falsch ist. Wir lernen, wie man sich beim Essen verhält, dass man bei grün über die Straße geht, „Bitte“ und „Danke“ sagt, oder wie man sich in Gruppen wie im Kindergarten oder in der Schule verhält.
Die beurteilende Stimme im Kopf bewahrt uns vor Gefahren und vor dem Ausschluss aus der sozialen Gemeinschaft. Es ist also eine von Gott geschenkte Eigenschaft.
Es kann aber passieren, dass der innere Kritiker von einem Beurteiler zu einem Verurteiler wird. Hier liegt der Knackpunkt. Die Stimme wird dann unbarmherzig, übermäßig kritisch und herablassend in der Wortwahl. Wir reden dann so mit uns, wie wir zu keinem anderen reden würden.
Und nochmal: Selbstkritik ist grundsätzlich gut. Es hilft, dass wir uns in einer sich ständig verändernden Welt nach vorne bewegen. Wir dürfen, ja wir sollen uns in Frage stellen.
“Prüft euch selbst”
(2.Kor 13,5)
Es macht deswegen Sinn sich diese Stimme anzuschauen und mit dieser Stimme einen Friedenspakt zu schließen. Der Kritiker darf ein Teil von dir sein und bleiben. Hätten wir ihn nicht, wären wir immer auf Rückmeldung von außen angewiesen und hätten kaum eine Chance auf Veränderung. Der Kritiker ist ein Lern-Beschleuniger. Allerdings nur wenn er konstruktiv und wohlwollend mit dir in Kontakt ist. Was sich ändern muss, ist die Art der Kritik.
Wie aber geht das?
Dein innerer Kritiker braucht starke Gegenspieler. Stimmen, die ein Gleichgewicht herstellen. Du kannst dir das so vorstellen: du leuchtest nachts mit einer Taschenlampe auf einen Gegenstand. Dann siehst du nur noch diese eine Sache, obwohl der Raum voll von anderen schönen Dingen ist. Ist der innere Kritiker dominant, siehst du nur noch das beschämende, negative. Du wirst zum Mobbingopfer deiner selbst.
Was aber sind die Gegenstimmen? Gott ist dein Vater und er spricht dir zu: “Du bist mein geliebtes Kind”. Lass den Gedanken mal sacken: “Ich bin ein geliebtes Kind Gottes.” Stell dir vor, dass der Vater im Himmel gerade jetzt auf dich sieht. Wie würde ein liebevoller Vater mit dir reden? Stell dir die Szene vom verlorenen Sohn vor, wie er beschämt und schmutzig nach Hause kommt, mit dem Denken als Knecht arbeiten zu dürfen. Stell dir vor, wie der Vater ihm entgegen rennt, ihn umarmt, küsst, einen Ring anlegt und ein Fest organisiert.
Jesus sagt zu seinen Jüngern: “Ihr seid meine Freunde.” Versuch dir vorzustellen dass Jesus in diesem Moment gegenwärtig ist (das ist er ja auch!) und dir zuspricht. Du bist mein Freund! In welchem Tonfall würde er das sagen? Wie würde er dich anblicken?
Ähnliches kannst du mit folgenden Sätzen tun.
- Ich bin Gottes Idee.
- Gott hat Sehnsucht danach mich bei sich im Himmel zu haben.
- Ich bin ein Diener des Höchsten.
- Ich bin erlöst und für einen hohen Preis erkauft.
- Ich bin das Geschenk für Gott, das er sich selber machte.
- Ich bin geliebt von Gott.
Schau mal hier vorbei. Da findest du noch viel, viel mehr von solchen guten Wahrheiten über dich aus der Bibel.
Das alles sind Sätze, die Gott in dich hinein sprechen will. Um im Bild zu bleiben, das ist wie wenn du im Dunkeln die Taschenlampe einschaltest und auf den Staub unter dem Sofa richtest und dann zur Seite schwenkst, die schönen Blumen siehst, auf der anderen Seite herrliche Bilder an der Wand, den Teppich, einen Lesesessel und dir plötzlich doch nicht mehr alles so unaufgeräumt und schmutzig vorkommt. Der Staub unter dem Sofa bleibt und darf angegangen werden, aber er ist nicht so schlimm, wie du es vermutet hast.
Der Kritiker ist nicht immer nett und manchmal ist seine Stimme überproportional laut. So laut, dass du das, was Gott dir zusprechen will, nicht mehr hören kannst. Du aber entscheidest worauf du deinen Fokus legst und wenn du merkst, dass es zu einem Ungleichgewicht kommt, ist es an der Zeit, dich der Stimme deines liebenden Vaters zuzuwenden.
Ich weiß, das ist leichter gesagt wie getan. Ich kenne das auch, dass ein regelrechter Wortkampf im Kopf stattfindet. Die eine Stimme, die niederträchtig mit mir selbst redet und die andere, die ständig sagt: Hör auf, sei still!
Erst einmal: Gute Gedankengewohnheiten anzueignen, sind ein Prozess. Du lernst ja auch nicht innerhalb von einer Woche schreiben oder Klavier spielen. Entspann dich und lass dir Zeit. Du willst eine Datenautobahn mit negativen Selbstgedanken überschreiben, die sich seit vielen Jahren eingefahren hat. So schnell geht das leider nicht. Bleib aber dran! Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.
Versuche deine Gedanken mit etwas Abstand zu beobachten. Wenn dein innerer Kritiker sich z.B. wieder auf das Thema XY eingeschossen hat, mach dir bewusst, dass es nur eine Stimme in deinem Kopf ist, die da spricht, es ist nicht die volle Wahrheit, es ist unausgewogen und äußerst negativ. Dann mach dir bewusst, dass es noch andere Stimmen gibt, die etwas ganz anderes sagen wie z.B. die liebevolle Stimme deines himmlischen Vaters. Hol dir die Liste mit den Verheißungen und halte dagegen.
Und noch einmal: Wir wollen ihn nicht verbannen. Er ist eine Idee Gottes, die in der gefallenen Welt manchmal entgleist. Er hat gute Absichten, er will uns bewahren, korrigieren und anspornen. Versuche mit ihm in Ausgewogenheit im Guten zu leben und er wird dir helfen im Leben voranzukommen.