Gewohnheiten und das Gehirn

• 8 Minuten Lesezeit • von Frank

Unser Gehirn ist träge, was Veränderungen anbelangt. Das klingt gar nicht gut. Vor allem, wenn du vorhast gute Gewohnheiten in dein Leben einzubauen. Ich will freundlicher werden, mehr lesen, mehr Zeit im Gebet verbringen, Sport machen und ein Instrument einüben.

Das alles sind krasse Veränderungen und es scheint nicht klappen zu wollen. Warum? Weil mein Gehirn keine schnellen Veränderungen mag.

Das Gute daran ist aber, dass wir mit vielen schnellen Veränderungen gar nicht umgehen können. Stell dir vor, du wirst über Nacht ein anderer Mensch. Seltsame Vorstellung. Oder dein Mann, deine Frau, deine Kinder oder Eltern werden plötzlich ganz anders. Hilfe!

Kurz: Wir würden durchdrehen, wenn wir nicht als beständige Wesen geschaffen wären.

Es gibt aber auch die Kehrseite der Stabilität. Nämlich die schlechten Gewohnheiten, die sich nicht so leicht abstellen lassen.

Gewohnheitsgehirn – Basalganglien

Gewohnheiten und Routinen sind in einem Teil in unserem Gehirn abgespeichert, der „Basalganglien“ genannt wird. Sorry, aber ein bisschen Medizinerlatein muss sein.

Eigentlich sind Gewohnheiten viel komplexer und haben mit allen Teilen des Gehirns zu tun. Aber für unser Beispiel reicht es aus zu wissen, dass Gewohnheiten zum größten Teil in den Basalganglien abgespeichert sind.

Das ist so etwas wie der Autopilot im Flugzeug. Der denkt nicht kreativ, sondern führt aus, was vorher einprogrammiert wurde.

Wenn du also die Gewohnheit hast, jeden Tag einige Flaschen Bier zu trinken denken die Basalganglien nicht an den Leberschaden, der in einigen Jahren droht. Genau so, wenn du lieber ausschläfst anstatt zu beten denkt dieser Gehirnteil nicht daran was für ein Gewinn dir beim nicht-beten flöten geht.

Es ist eben der Autopilot.

Ich war einmal während dem Autofahren so in einen Gedanken vertieft, dass ich ganz vergessen habe, was ich da gerade tue. Erst als ich ein ganzes Stück Strecke zurückgelegt habe, ist mir wieder bewusst geworden wo ich bin. Schalten, lenken und bremsen waren so automatisch abgespeichert. Erschreckend erstaunlich!

Das alles erledigen die Basalganglien.

Entscheidergehirn – Präfrontaler Kortex

Das Gegenstück der Basalganglien ist der „präfrontale Kortex“ oder Stirnlappen. Das ist der Teil des Gehirns, der direkt hinter der Stirn liegt und für bewusste Entscheidungen zuständig ist.

Der biblische Begriff dafür ist das Herz. Er kann für eine Zeitlang die Basalganglien überstimmen und einen Weg für neue Gewohnheiten bahnen.

Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.
Sprüche 4,23

(Elberfelder CSV)

Stell dir vor es ist Winter. So richtig Winter mit einem Meter Schnee. Von deinem Haus aus gibt es zwei Geschäfte. Einen Süßwarenladen und einen Gemüsehändler. Weil du Stammkunde beim Süßwarenhändler bist, ist der Weg schon freigelaufen. Der andere Weg ist komplett zugeschneit. Du weißt, dass Gemüse besser ist und du hast Hunger. Was wirst du tun?

Antwort: Es kommt darauf an, wie viel Energie du hast. Bist du ganz gut drauf, wirst du das tun, wovon du Überzeugt bist, dass es richtig ist. Du wirst mit viel Kraft durch den Tiefschnee stapfen. Bist du erschöpft, wirst du den gewohnten Gang zum Süßwarenladen gehen.

Vielleicht ist das Beispiel nicht das Beste. Aber es beschreibt eine Wahrheit ganz gut. Der Entscheider (der präfrontale Kortex) ermüdet schnell und braucht viel Energie.

Wir nennen das auch Stress. Nach einem stressigen Tag bist du am Abend platt wie ein Pfannkuchen. Du musst dich nicht viel Bewegen um müde zu werden. Dein Hirn ist ein Energiefresser!!!

Was passiert, wenn am Abend der „Entscheider“ in den Stand by Modus fährt? Dann übernimmt das Unterbewusstsein die Kontrolle. Das heißt, die Gewohnheiten werden aktiv!

Die Basalganglien sind nämlich extrem energiesparend.

Das heißt: Anstrengender Tag – Fernseher an, Bier auf und chillen. – Vorausgesetzt du hast diesen Mist vorher einprogrammiert.

Oder: Anstrengender Tag: Laufschuhe an und raus.

Gewohnheiten sind daher manchmal ganz schön nervig aber mindestens ebenso nützlich, denn sobald du die Basalganglien einmal dazu gebracht hast das zu tun, was du mit deinen Zielen verbindest werden sie es immer tun, auch in Situationen in denen du unter extremen Stress ausgesetzt bist.

Das Richtige tun – trotz Stress

Ich lese gerne christliche Biographien. Die spannendsten Biographien sind von Leuten, die irgendwann in ihrem Leben in eine schreckliche Krise geraten, und sich dann heldenhaft verhalten. Wir alle bewundern diese Leute. Wir vergessen aber, dass sie jahrelang vorher gute Verhaltensmuster eingeübt haben.

Ich erkenne ein schönes Muster von drei Gewohnheiten bei vorbildlichen Christen. Gebet, Bibel lesen und Bibelverse auswendig lernen.

Um beim Thema zu bleiben: Die Brüder und Schwestern aus den Biographien haben ihren Willen eingesetzt um ihre Basalganglien zu programmieren. Der Weg zum Herrn Jesus war komplett ausgetreten so dass sie unter völliger Anspannung, wie ein Reflex, diesen Weg in die Hände des Heilands immer und immer wieder gehen konnten.

Es mag sich auf den ersten Blick wie ein Konstruktionsfehler anhören, dass das Unterbewusstsein so viel stärker ist wie der Teil, der bewusste Entscheidungen trifft. Wenn du aber mal verstanden hast, wie man die Basalganglien richtig programmiert, wirst du merken wie genial der Schöpfer uns gemacht hat.

In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige.
Psalm 119,11

(Elberfelder CSV)

Der Psalmschreiber sagt, dass er Gottes Wort auswendig gelernt, verinnerlicht und angewendet hat. Er hat sozusagen seine Basalganglien mit Gottes Wort programmiert. Das führt dazu, dass Sünde vermieden wird.

Wird der Präfrontale Kortex durch Stress ermüdet schalten sich die Basalganglien ein.
Je nachdem, was für ein Programm dein Unterbewusstsein hat wird es dir Sünde oder Segen sein.

Zusammenfassung:

Unser Gehirn mag keine schnellen Veränderungen. Das ist frustrierend, weil wir gerne schnelle Ergebnisse sehen. Es ist aber auch ein Segen, weil wir sonst ständig unsere Persönlichkeit wechseln würden.

Es gibt zwei entscheidende Gehirnstrukturen.

Die Basalganglien in denen unsere Routinen abgespeichert sind. Diese Struktur ist sehr energiesparend und übernimmt etwa 45% unserer täglichen Handlungen.

Für das bewusste Denken ist der präfrontale Kortex zuständig. Er hat Einfluss auf die Basalganglien, ermüdet jedoch schnell und gibt dann die Kontrolle wieder auf den Autopiloten ab.

Wir können jedoch die Basalganglien durch Gewohnheiten dazu bringen, dass selbst dann, wenn wir müde sind immer noch das richtige tun, und das ganz ohne Mühe.

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